Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Neuerscheinung: Die Zukunft der Erinnerung und der Holocaust. Von Geoffrey Hartman und Aleida Assmann

13. Dezember 2011

Cover

Konstanz: Konstanz University Press 2012.
Zitation

Vier Essays von Geoffrey Hartman mit einer Einleitung von Aleida Assmann.

Geoffrey Hartman, einer der international renommiertesten Literaturwissenschaftler, hat sich in den letzten Jahren intensiv der analytischen Aufarbeitung eines Begriffs angenommen, der in den Kulturwissenschaften den Status eines „Plastikworts“ hat: der kulturellen Erinnerung. Die in diesem Band zusammengefassten Überlegungen zeigen, wie sich „kulturelle Erinnerung“ in unserer nachmodernen und posttraumatischen Epoche konkret mit neuen kulturellen Grundfragen, künstlerischen Projekten und literarischen Praktiken verbindet – und dies vor allem vor dem Hintergrund der Erfahrung des Holocaust.

Der erste Teil – „Zeugenschaft und Pathosnarrativ“ – untersucht die Belastbarkeit neuer und alter Formate des Erzählens. Die enge Verschränkung von kulturellem Gedächtnis mit Öffentlichkeit und Medien ist Gegenstand des zweiten Teils des Buches über „Zeugenschaft und Leiden auf Distanz“, in dem Fragen der Gegenwartskultur nach Qualität und Grenzen der Empathie angesichts der über globale Bilder- und Informationsströme vermittelten immer neuen Szenen von realer und fiktiver Gewalt zugespitzt werden. In „Das Demokratische Museum“ grenzt Hartman das kulturelle vom öffentlichen Gedächtnis ab. Im vierten Teil des Buches stehen schließlich die Schwierigkeiten des Aufbaus eines kulturellen Gedächtnisses in einer Umwelt der Massenmedien im Fokus, die einer Hyper- oder Derealisierung der Erfahrungs- und Lebenswelt Vorschub leisten. Die Essays konvergieren in der hochaktuellen Frage nach der Zukunft der Holocaust-Erinnerunng. (Verlag)

Das Essay „Zeugenschaft und Pathosnarrativ“ geht auf den Vortragstext der Wolfgang-Iser-Lecture zurück, deren erster Vortragender Hartman 2009 war. Die Iser-Lecture wird seitdem jährlich zu Ehren des Anglisten Wolfgang Iser an der Universität Konstanz veranstaltet.
Sie können Hartmans Iser-Lecture „Cultural Memory, the Story Event and Contemporary Passion Narratives“ hier nachhören.

Rezension

Nie vergessen und doch leben
Entschärfung der Folgeschäden: Geoffrey Hartman plädiert für das Recht auf individuelle Leidenserfahrung. Oliver Jungen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. Februar 2012